Rezbergh: Feine Crémants aus Luxemburg

Crémant ist der Schaumwein der Stunde. Wem die Preise von Champagner zu abgehoben sind und Prosecco nicht anspruchsvoll genug ist, der öffnet vorzugsweise einen Crémant. Nur wenige wissen, dass die Kategorie keine exklusiv französische ist. Seit 1991 gibt es auch den Crémant de Luxembourg, nun will ihn die Maison Rezbergh neu definieren.

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Schaumwein nach Art des Champagners, also insbesondere die Methode der zweiten Gärung in der Flasche, hat auch außerhalb der namensgebenden Region eine lange Tradition. 1921 wurde durch Jean Bernard im Großherzogtum Luxemburg erstmals nach traditionellem Verfahren produziert, die Urzelle der späteren Bernard-Massard-Gruppe. Im gleichen Jahr wurde in Grevenmacher eine erste luxemburgische Winzergenossenschaft gegründet. 1966 schloss sie sich mit fünf weiteren zur Vinsmoselle-Gruppe zusammen. Von ihr stammt mit Poll-Fabaire die erste Luxemburger Crémant-Marke nach der gesetzlichen Zulassung 1991. Knapp 30 Jahre später schien die Zeit reif für ein Premium-Update. Um 2020 jedenfalls wurde die Maison Rezbergh gegründet, sozusagen als Top-Crémant der Winzervereinigung. Als Verantwortlich fungieren jedenfalls der Präsident, der Generaldirektor und die aus der Champagne stammende Kellermeisterin von Vinsmoselle: Josy Gloden, André Mehlen und Charlène Muller. Zum CEO wurde André Holzer ernannt, produziert wird in der zu Vinsmoselle gehörenden Kellerei Wellenstein.

Die Verkostung

Das Sortiment besteht derzeit aus drei Cuvées. Dass es mehr werden, legt die Information des Produzenten nahe, dass auch die Rebsorten Auxerrois und Pinot Gris verwendet werden. In einem der Premieren-Cuvées sind diese jedenfalls nicht enthalten. Im Übrigen ist das Haus mit Informationen ziemlich sparsam. Jedenfalls ist sowohl der (wie alle Cuvées) jahrgangslose Brut als auch der Rosé ein reinsortiger Pinot Noir – was den Ersteren zu einem Blanc de Noirs macht. Dabei handelt es sich um eine Vermählung zweier Herkünfte. Ein Teil der Pinots stammt von Keuperböden (Schengen), ein zweiter aus Muschelkalkböden (Kanton Grevenmacher). Die beiden Einstiegscuvées lagen 24 Monate auf der Hefe, vermutlich entstand der Rosé durch Assemblage der (weißen) Vins Clairs mit Rotwein. Beim zugrundeliegenden Basisjahrgang handelt es sich vermutlich bei den ersten beiden Cuvées um 2022. Die verkostete Flasche des Brut enthielt übrigens keinen Hinweis, dass es sich um eine Crémant handelt. Vermutlich ein Fehler des Weinguts.

Der anspruchsvollere Blanc de Blancs besteht aus 75 Prozent Chardonnay und 25 Prozent Pinot Blanc und hat etwas Holz gesehen. Er lag 60 Monate auf der Hefe, was ein Hinweis auf 2019 als Jahrgang der Grundweine ist. Rezbergh Brut jedenfalls zeigt im verhaltenen Bouquet eine ziemlich klassische Ausrichtung mit leichten Briocheanklängen. Am Gaumen ist er bemerkenswert trocken und sorgt für ein angenehmes Mundgefühl. Allerdings spürt man das sehr reife Lesegut ohne große Fruchtexpression und die niedrige Säure. Im Ganzen nicht sehr vielschichtig und recht kurz, aber mit einer eigenen, konsistenten Stilistik (87 P.).

Brut Rosé ist dazu in gewisser Weise das Gegenstück, weil sich hier eine anregende rote Beerenfrucht mit einer (zu) hohen Dosage verbindet. Schöne, lebendige Perlage und erneut eine gute Textur. Als Aperitif oder zu halbsüßen Desserts einzusetzen (87 P.). Blanc de Blanc zeigt deutliche Autolyse-Noten auf auf einem ebenfalls recht reifen Fond. Etwas Steinfrüchte, Honig und Brioche in der Nase bei schöner Mousse. Füllt erneut sehr angenehm den Mundraum, wirkt aber durch die niedrige Säure (bei mittlerer Dosage) etwas spannungslos. Für den doch recht hohen Preis ist der Crémant dann nicht komplex genug (88 P.).

Fazit

Rezbergh aus Luxemburg hat ein ordentliches Debüt vorgelegt. Die hochwertige Optik ist durchaus gelungen. Die Qualität der Produkte ist nicht zu bestreiten, vielleicht muss das Haus noch etwas an der Frische arbeiten. Auf jeden Fall sind es sehr gute Crémants. Nicht ganz verständlich ist, warum Rezbergh in seiner Kommunikation jeden Hinweis auf die Mutter Vinsmoselles getilgt hat. In der Champagne produzieren Genossenschaftskooperativen schließlich mittlerweile exquisite Cuvées zu dreistelligen Euro-Beträgen. Die recht hohen Rezbergh-Preise spiegeln sicherlich den Umstand, dass alle Trauben aus dem Großherzogtum stammen, mit entsprechenden Lohnkosten. Das werden die Kunden in der Region sicher zu schätzen wissen – ob das für Exportmärkte gleichermaßen gilt, wird sich zeigen.

Bildrechte

Stefan Pegatzky / Time Tunnel Images

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