2015 folgt 2013 als neuer Grand Vintage von Moët & Chandon

Mit dem Jahrgang 2015 präsentiert die Maison Moët & Chandon einen Grand Vintage, der ein komplettes Gegenbild seines Vorgängers von 2013 ist. Das liegt zum einen am Jahrgang, der mit einem Hitzerekord in die Annalen eingegangen ist. Und zum anderen an der Philosophie von Kellermeister Benoît Gouez, beim Vintage den Charakter des Jahrgangs stärker als den Stil des Hauses zu betonen.
18/01/2023
1 Minute Lesezeit

Von März bis August 2015 herrschte in der Champagne extreme Trockenheit. Das bedeutet: die niedrigsten bis dato gemessenen Niederschlagmengen zwischen Austrieb und Ernte bei gleichzeitig den höchsten durchschnittlichen Tagestemperaturen. Das Jahr war das Muster eines Jahrgangs im Zeichen der Erderwärmung. Für die Champagne ist das freilich nicht grundsätzlich alarmierend. Als eines der nördlichsten Anbaugebiete für Qualitätswein gehört sie prinzipiell zu den Gewinnern der Klimakrise. Zudem sind die Auswirkungen des Jahrgangs auf die unterschiedlichen Regionen und Traubensorten der Champagne ganz verschieden.

Zwei Champagnerflaschen

Ein „solares“ Jahr wie 2015 – manche sprechen auch von einem „kontinentalen“ Jahrgang – ist in der Champagne grundsätzlich ein Jahr für die Rotweinsorten. Entsprechend dominieren im Grand Vintage aus diesem Jahr Pinot Noir mit 44 und Pinot Meunier mit 24 Prozent. Chardonnay macht mit 32 Prozent nur gut ein Drittel des Blend aus. Im Vorgängerjahrgang 2013 – 2014 war wegen großer Verluste durch die Kirschessigfliege ausgelassen worden − hatte Chardonnay noch mit 41 Prozent dominiert (Pinot Noir 38 %, Pinot Meunier 21 %). Dessen Ernte nach einem deutlich kühleren Jahr hatte im Oktober begonnen, die 2015 am 7. September. Tatsächlich hatte der Chardonnay im Sommer 2015 teilweise unter Stickstoffmangel zu leiden und lagen die Säurewerte unter dem zehnjährigen Mittel. Aber die Trauben erreichten auch in kühleren Lagen spielend die phenolische Reife.

Daraus resultieren zwei stilistisch sehr unterschiedliche Champagner. 2013 war sehr klassisch, mit hoher Spannung und großer Präzision. 2015 ist kraftvoller und cremiger, mit noch dezenter Aromatik, sehr lebhafter Perlage und einem zart bitteren Finish. Besonders positiv überrascht die Frische und Lebendigkeit des Champagners, was sich der hohen, reifen Phenolik verdankt (91 P.).

Die Handschrift des Kellermeisters

Ein Champagnerkorken

Dass wir überhaupt so unterschiedliche Ausdrücke des Grand Vintage genießen dürfen, ist sicherlich in hohem Maße Benoît Gouez zu verdanken. Der war 2005 mit 35 Jahren zum jüngsten Chef de cave überhaupt bei Moët & Chandon ernannt worden. Eine seiner ersten Schritte war die Neudefinition des Grand Vintage gewesen. Bis dato stand dieser für eine Art „gehobenen“ Brut Impérial: freilich mit Jahrgang und auf sieben Jahre verlängertem Hefelager. In seiner klaren und beständigen Verkörperung der Hausstilistik war er eher eine Marke als ein Wein. Nun verkörpert der Grand Vintage deutlicher die Individualität des Jahrgangs. Wie Gouez freilich betont, nicht einfach als Spiegelung, sondern als „seine Interpretation“ des jeweiligen Jahrgangs. Zudem ist der Grand Vintage mit nur 5 Gramm Dosage pro Liter heute ein Extra Brut. Das Rückenetikett nennt jetzt das Degorgierdatum, und über ein QR-Feld gelangt man zu zusätzlichen Informationen. Mit dem 76. Jahrgang des Grand Vintage ist Moët & Chandon in jeder Hinsicht auf der Höhe der Zeit.

© der Fotos: Stefan Pegatzky

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