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Champagner. Das Buch

2021 entstand mein preisgekröntes Buch „Champagner. Die 10 wichtigsten Maisons, Winzer und Kooperativen“. Im Vorwort beschreibe ich, warum Champagner so ein großes Thema ist und was dieses Buch besonders macht. Leider entfiel diese Seite in der Hektik vor der Drucklegung, deshalb erscheint das Vorwort hier exklusiv.

3 Minuten Lesezeit

„Dieses Buch ist kein Nachschlagewerk oder Kompendium. Oder zumindest nicht in erster Linie. Es will zeigen, was Champagner heute ist. Tatsächlich ist der französische Schaumwein, selbst wenn jedermann (oder jede Frau) über ihn eine scheinbar ziemlich klare Meinung hat, das am meisten unverstandene Getränk. Kaum ein großer Wein wird so gedankenlos konsumiert. Wer sich an ihn erinnert, denkt zumeist an Label, Marken und Design, selten an den Inhalt der Flaschen. Allenfalls steht der Begriff noch für das nach ihm benannte Herstellungsverfahren. Dass »le Champagne« aus »la Champagne« kommt, der Schaumwein dieses Namens auch eine Herkunft hat, ist beinahe vergessen. 

Verkostungsmuster im Tre-Torri-Verlag
Verkostungsmuster im Tre-Torri-Verlag

Champagner bedeutet vor allem eins: Diversität. Kaum eine andere Wein-Appellation in Frankreich kennt eine solche Vielfalt an Regionen, Böden und Traditionen. Nirgendwo sonst sind die Unterschiede hinsichtlich der Vinifikation signifikanter, ist die Geschichte komplexer und die Gegenwart aufregender. Nicht umsonst ist jedes Champagnerhaus stolz auf seinen »Style de la maison«, die ganz eigene Art und Weise, Champagner zu produzieren. Dieses Buch möchte diese Diversität in der Vielfalt ihrer Stimmen beschreiben: in 100 Porträts der bedeutendsten Maisons, Winzer und Kooperativen. 

Wege in die Vielfalt

Eine Flasche Chmpagner Salon

Für den Leser gibt es zwei Wege, in diese Vielfalt einzutauchen. Der erste besteht darin, nicht immer nur den immer gleichen Lieblingschampagner zu öffnen, sondern in einem ersten Schritt zwei Flaschen unterschiedlicher Erzeuger gegeneinander zu probieren. Durch nichts lernt man mehr als durch vergleichendes Trinken. Denn durch die Frage, die sich dann ergibt, warum schmeckt der eine Champagner so und der andere anders, beginnt bereits das Verstehen. 

Flight Südliche Champagne

Der zweite Weg ist eine Reise in die Champagne. Nicht allein nach Reims zu den eindrucksvollen Kreidekellern der großen Handelshäuser auf dem Butte Saint-Nicaise oder zur prunkvollen Avenue de Champagne in Épernay. Er sollte auch zum Steilhang des Clos des Goisses in Mareuil-sur-Aÿ, zum »Gotenhügel« Montgueux nahe Troyes oder zum Champagne-Roséwein in Les Riceys an der Grenze zum Burgund führen. Hier erlebt man, wie sehr die jeweiligen Champagner sowohl vom Terroir als auch von ihrer Geschichte geprägt sind und wie sehr sie sich von dem unterscheiden, was wir gemeinhin mit Champagner verbinden.

Flasche Jacques Selosse Millésime 2008

Vielfalt in der Champagne ist allerdings nicht nur eine Frage des entspannten Nebeneinanders, vielmehr auch der emotionalen Debatten. Um 1985 startete eine Bewegung, die man Winzerchampagner-Revolution genannt hat. Nach deren Diagnose war Champagner zu einem immer gleichen Marken-produkt verkommen und es somit höchste Zeit, ihn wieder als ernsthaften Wein zu betrachten. Damit einher ging eine vielfach ökologisch oder biodynamisch inspirierte Weinberg-bewirtschaftung, eine Betonung der Herkunft und Individualität durch reinsortige Einzellagen- und Jahrgangschampagner sowie eine Rückkehr zu traditionelleren (insbesondere burgundischen) Vinifikationsmethoden. Das jedoch stand grundsätzlich in Opposition zur klassischen Assemblage-Philosophie der großen Handelshäuser, die den kunstvollen Blend von unterschiedlichen Traubensorten, Herkünften und Jahrgängen als Königsweg zur Produktion großer Schaumweine betrachtete. 

Die neue Unübersichtlichkeit

Flight Montagnes de Reims

Heute sind die Grenzen zwischen den beiden Fraktionen vielfach verwischt worden, indem beide jeweils Impulse der anderen Seite in ihre Produktion integriert haben. Teilweise haben sie sich aber auch, wie viele kontroverse Fragen heute, weiter verhärtet. Dieses Buch will die Positionen darlegen, ohne sich einem Lager zuzuschlagen. Die Erfahrung des Autors zeigt zumindest, dass in den letzten Jahren selbst die Basis-Cuvées der meisten großen Häuser besser geworden sind – während umgekehrt Individualität an sich noch kein Qualitätsgarant ist.

Derzeit hört man selbst von Kellermeisterinnen und Kellermeistern der Handelshäuser, dass ihr Produkt zuerst ein Wein sei und dann erst ein Champagner. So sympathisch der Grundimpuls hinter dieser Idee auch klingt, ist diese selbst doch ein Missverständnis. Die kleinen Bläschen sind nicht einfach notwendiges Beiwerk, tatsächlich machen sie erst Champagner einzigartig. Selbst große Weine sind letztlich immer nur: Wein, soviel das auch bedeuten mag. Champagner dagegen bricht aus dem Alltag aus und schafft singuläre Momente. Er vermag wie kein anderes Getränk, unser Dasein der Lebensfreude zu öffnen. In den Worten von Winston Churchill: »Ich könnte nicht ohne Champagner leben. Im Sieg verdiene ich ihn, in der Niederlage brauche ich ihn.« 

A bottle Champagne Pierre Péters Les Chétillons 2013

Vor den eigentlichen Porträts der Produzenten gibt dieses Buch eine knappe Einführung in die stilprägenden Faktoren des Champagners – diese können aus der Geschichte stammen (Kapitel I), vom Status des Produzenten abhängen (Kapitel II), die Region betreffen (Kapitel III) oder mit Weinberglagen und -bewirtschaftung (Kapitel IV) sowie der eigentlichen Herstellung (Kapitel V) zusammenhängen. Jedem Produzentenporträt ist ein knapper Steckbrief vorangestellt, der eine grundsätzliche Orientierung markanter Charakteristika der jeweiligen Häuser bietet.“ 

Im Herbst 2021 erhielt das Buch als bestes deutsches Weinbuch den Deutschen Kochbuchpreis in Gold. Hier ist die Begründung der Jury . In der Rezension von Benjamin Cordes für kaisergranat. com heißt es: „Ladies and Gentlemen: Dies ist das beste Buch über Champagner, das gerade auf dem Markt ist. Tchin Tchin!“

Doppelseite aus dem Buch
Aufbau eines Produzentenporträts im Buch

Stefan Pegatzky
Champager. Die 100 wichtigsten Maisons, Winzer und Kooperativen
240 Seiten, Format: 29 x 30 cm, zahlreiche Abbildungen
erschienen im Tre Torri Verlag

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