Doutrelant war mehr als nur Weinjournalist. Aus der Nähe von Lille in Nordfrankreich hatte er bei einem Lokalblatt in Angers begonnen und war dann nach Paris zu „Le Monde“ gewechselt, wo er sich mit Politik und kommunalen Themen beschäftigte. Dann widmete er sich zunehmend auch den Themen Wein und Essen. Wie viele aus seiner Generation war er von den Ereignissen von 1968 geprägt und sah sich als Journalist in den Fußstapfen der „Unbestechlichen“ Bob Woodward und Carl Bernstein, den Enthüllern der Watergate-Affäre. Deren Methode, das „hard reporting“, war in den Bereichen Essen und Trinken völlig ungebräuchlich, schon gerade in der „Grande Nation“. Zumindest die französische Weinwelt sollten seine Reportagen völlig umkrempeln.
Doutrelant hatte seine politischen Vorlieben und er liebte den Wein, aber das trübte nicht seinen Blick. „Wenn er schrieb, war er hart und kompromisslos, sei es über das Médoc oder Mitterrand“, erinnerte sich Frank J. Prial. Seine Artikel hießen „Die Multiplikation des Muscadets“ oder „Ganz Bordeaux weint Krokodilstränen“. Einer über Chablis trug den Untertitel: “Oder wie die Behörden beschlossen, dass die beste Art, Betrug zu bekämpfen, darin besteht, ihn zu legalisieren“.
Hard Reporting
In der Champagne deckte Doutrelant die üble Praxis der „Ventes des vins sur lattes“ auf, was bedeutet, dass viele Champagnerhäuser, wenn sie nicht genügend Wein vorrätig hatten, abgefüllten, aber nicht etikettierten Wein von Dritten kauften und ihn dann als ihren eigenen verkauften. Bei vielen französischen Weinbaugebieten, die in dieser Zeit so trendy waren wie Beaujolais, Sancerre oder Côtes du Rhone, legte er den Finger in die Wunde illegaler oder halblegaler Praktiken. Als Nestbeschmutzer bezeichnet zu werden, galt ihm vermutlich als Ehrensache. Doutrelant starb vor einem Vierteljahrhundert mit 46 Jahren beim Joggen im Park, in Deutschland lässt sich die Namen der Weinjournalisten, die sich noch an ihn erinnern, an einer Hand abzählen. Muss man noch hinzufügen, dass einer wie er heute fehlt?