Deutschland-Release der RSRV-Kollektion von Champagne Mumm

Die Münchner Brasserie Thi war Schauplatz der offiziellen Deutschland-Präsentation der RSRV-Kollektion von Champagne Mumm Mitte Februar. Gedacht in erster Linie für die gehobene Gastronomie und den ausgewählten Fachhandel, erwiesen die Champagner beim Match mit einem französisch-asiatisch-inspirierten 4-Gänge Menü ihre ausgesprochene Food-Freundlichkeit. Wir sprachen mit Louis Paul Massiot über Mumms Comeback in Deutschland.

6 Minuten Lesezeit

Im Herbst 2022 wurden erste Flaschen aus der RSRV-Kollektion von Champagne Mumm zum ersten Mal in Deutschland präsentiert. SLP hatte darüber berichtet. Nun folgte am 16. Februar 2023 die offizielle Vorstellung in der Münchner Brasserie Thi. Leider war Kellermeister Laurent Fresnet, der die Cuvée 4.5, den Blanc de Blancs aus Cramant 2015 sowie die Cuvée Lalou 2008 – und ganz neu den Blanc de Noirs aus Verzenay 2014 – vorstellen sollte, krank geworden. Ihn vertrat kenntnisreich Louis Paul Massiot, Global Ultra-Premium Innovation Brand Manager Martell Mumm Perrier-Jouët, der sur-la-pointe.com exklusiv ein Exklusiv-Interview gewährte. Das Gespräch fand im Münchner Hilton-Park-Hotel auf Englisch statt und wurde von SLP ins Deutsche übersetzt.

Das Comeback

Louis Paul Massiot
Louis Paul Massiot. Global Ultra-Premium Innovation Brand Manager, Martell Mumm Perrier-Jouët

SLP Soweit ich weiß, vertreibt Mumm seit 2019 wieder Cordon Rouge in Deutschland, und jetzt kommt die RSRV-Serie hinzu. Wie kam es zu diesem Comeback?

LPM Wir haben Grand Cordon und Grand Cordon Rosé 2019 auf den Markt gebracht, und das war sozusagen der erste Schritt für den deutschen Markt. Und jetzt wollten wir die Ziele erweitern und neue Kunden ansprechen. Wir nennen sie Ultra-Premium-Kunden, die sich ein wenig mehr für Wein interessieren und die Expertise eines renommierten Champagnerhauses schätzen, zum Beispiel in Bezug auf die Kombination von Wein und Speisen.

Deutschland ist bekannt dafür, dass es hauptsächlich Mengen kauft, weniger das High-End-Segment wie Jahrgänge und Prestige-Cuvées wie in Japan oder Italien. War das ein Grund für den späten Einstieg von Champagne Mumm in den deutschen Markt mit RSRV?

Wir haben uns zunächst auf die Märkte konzentriert, die wir für am zugänglichsten hielten und wo die Verbraucher am bereitesten waren, unsere Cuvées anzunehmen. Gleichzeitig ist Deutschland ein erstaunlicher, sich entwickelnder Markt. Und wir haben gesehen, was für erstaunliche Dinge hier mit Perrier-Jouët passiert sind − also hatten wir das Gleiche mit Mumm im Sinn, natürlich auf einer anderen Ebene.

Der Unterschied zur Schwestermarke Perrier-Jouët

Mit Perrier-Jouët hat Pernod Ricard bereits eine Maison mit einem sehr klaren Image in Deutschland platziert: Ich nenne mal die Stichworte Art Déco, Chardonnay, Floralität und Weiblichkeit. Wie positionieren Sie Mumm, wofür soll die Maison in Deutschland stehen?

Zwei Flaschen Champagner

Bei PJ (Perrier-Jouët) geht es um Chardonnay, bei Mumm geht es um Pinot Noir. Und um das Streben nach Fortschritt zu feiern. Als unser Gründer die Maison 1827 gründete, war er bereits einer der Ersten, der Weinpressen in Form einer Kelterstation direkt neben die Weinberge stellte. Das gibt uns die Richtung vor. Der Schwerpunkt liegt also auf Pinot Noir und der Balance zwischen Fortschritt und Erbe.

Können Sie uns etwas über Ihre konkreten Erwartungen für Deutschland sagen? Sind Sie mit der Markteinführung des Cordon Rouge in Deutschland zufrieden? Wo würden Sie uns gerne innerhalb der ausländischen Märkte sehen?

Wir sind 2019 kurz vor der Pandemie auf den Markt gekommen, also eine harte Zeit für alle, aber seither haben wir gute Ergebnisse gesehen. Und wir sind überzeugt, dass wir weitermachen werden. Ich gehe davon aus, dass Deutschland sicherlich zu den Top-Ten-Märkten zählen wird.

Der große Relaunch

Die Maison hat sich 2016 einem grundlegenden Relaunch unterzogen, von dem der deutsche Verbraucher natürlich nicht so viel mitbekommen hat. Können Sie uns etwas über die Motivation und die Ziele für diesen Relaunch erzählen?

Der Relaunch von Mumm konzentrierte sich vor allem auf die Vereinigten Staaten, da wir dort seit Mitte bis Ende der 1980er Jahre historischer Marktführer waren. Es war für uns sehr wichtig, dorthin zurückzukehren und die Marke neu zu positionieren. Deshalb haben wir den Grand Cordon kreiert, der aber in Europa und Deutschland keine so große Wirkung hatte. Was wir jetzt ändern werden: Wir konzentrieren uns jetzt mehr auf den Cordon Rouge, der unsere Kernmarke ist. Grand Cordon war eine zeitlich begrenzte Edition.

RSRV wird als Marke ganz anders kommuniziert als die Cordon-Reihe mit dem klassischen Cordon Rouge an der Spitze. Mit rsrv.fr hat das Sortiment sogar eine eigene Homepage. Wollen Sie die Maisons in Zukunft trennen, wie es Moët&Chandon/Dom Pérignon und Piper-Heidsieck/Rare getan haben?

Ein Weinklimaschrank gefüllt mit Champagnern von Mumm

Das ist eine sehr gute Frage, aber es ist noch zu früh, um etwas dazu zu sagen. Wir haben die RSRV-Collection erst vor ein paar Jahren auf den Markt gebracht − und jetzt erst in Deutschland. Wir werden sehen, wie das funktioniert. Aber unser Hauptziel war es, eine neue Käuferschicht anzusprechen. Es gibt heute viele Konsumenten, die den Weinaspekt des Champagners sehr stark berücksichtigen und Champagner nicht nur als Champagner sehen.

Eine Frage des Terroirs

Ich persönlich bin froh, dass RSRV für die klassische Idee der großen Champagner steht: die Bedeutung der Grands Crus, die lange Autolyse, die Assemblage. Einige andere große Häuser übernehmen derzeit viele der Ideen der Winzer-Champagner, wie zum Beispiel die Abfüllung in Einzellagen. Was halten Sie davon?

Unser erstes Ziel ist es, einen großartigen Champagner zu kreieren, der auf dem Terroir basiert. Natürlich haben wir die Cuvée 4.5 [und den Lalou, SP], der eine Assemblage ist, aber mit dem Blanc de Blancs und dem Blanc de Noirs haben wir zwei Cuvées, die sich jeweils auf einen einzigen Cru konzentrieren. Mit dem Blanc de Blancs zum Beispiel [auf dessen Etikett der Hinweis „Village de Cramant“ nur dezent vermerkt ist, SP] wollten wir einen perfekten Ausdruck eines Chardonnays aus Cramant schaffen.

In der Tat ist es für Winzer und ihre Kunden wichtig, über bestimmte Böden zu sprechen, aber für die Mehrheit der Champagner-Kenner war das in der Vergangenheit anders. Der klassische Champagner basiert auf der Idee der Assemblage. Aber auch wir sind auf dem Weg, den Boden mehr und mehr zum Ausdruck zu bringen. In der Tat ist die Idee ziemlich neu und faszinierend, dass wir uns auf die Herausarbeitung des Terroirs konzentrieren.

Auch wir sind auf dem Weg, den Boden mehr und mehr zum Ausdruck zu bringen. In der Tat ist die Idee ziemlich neu und faszinierend, dass wir uns auf die Herausarbeitung des Terroirs konzentrieren.

Louis Paul Massiot
Drei Champagner aus der RSRV-Kollektion von Mumm

Das neue RSRV-Design ist sehr puristisch, sehr grafisch. Der Name „Cuvée 4.5“ ist nicht selbsterklärend. Wie reagieren der Handel und die Champagnerliebhaber in Frankreich und anderen Exportmärkten auf die RSRV-Serie?

Genauso wie Sie, sie ist sehr modern und gleichzeitig sehr einprägsam − es gab also viele Diskussionen, und das ist es, was wir wollten. Wir haben unser Verkaufsteam darin geschult, „4.5“ verständlich zu machen. Und wenn es jetzt jemand erklärt, ergibt alles gleich einen Sinn: 4 Jahre Mindestalterung und 5 Grand Crus. Jetzt ist es für uns eine Art Codename.

Die Zukunft von RSRV in Deutschland

Perrier-Jouët hat eine starke Markenpräsenz in Deutschland, insbesondere in Hamburg. Mit Kevin Fehling gibt es zum Beispiel einen wichtigen Markenbotschafter. Gibt es ähnliche Pläne, ist die Münchner Mumm-Veranstaltung ein einmaliger Gastauftritt oder werden Sie den deutschen Markt kontinuierlich „bespielen“?

Es ist noch zu früh, das zu sagen, denn wir sind gerade erst gestartet. Unser Ziel ist es, die Marke in der gehobenen Gastronomie zu entwickeln. Wir werden sehen …

Die RSRV-Kollektion ist fürs Food-Pairing geschaffen. Zur „Gebratenen Jakobsmuschel, Buttermilch, Erbsen und Wasabi“ passte der Blanc de Blancs ideal.

In der Pressemitteilung wurde der Rosé Foujita nicht erwähnt. Ist er wirklich nicht erhältlich? Wenn das so ist, gibt es nicht genügend Mengen für den deutschen Markt?

In der Tat sind die Mengen sehr gering, aber wir sind in Gesprächen darüber. Es gibt jetzt vier neue Cuvées in Deutschland, wir müssen erst mal sehen, wie sich die Kollektion hier entwickeln wird.

Die Cuvée Lalou fügt sich eng in das RSRV-Design ein. Das ist ungewöhnlich für eine Prestige-Cuvée. Wollen Sie ihr nicht ein wenig Glamour verleihen?

Lalou war schon immer für seine Weinqualität bekannt, und es ist ein erstaunlicher Wein. Und er ist in einer Kollektion vertreten, die sich nahezu an „Stillwein-Werten“ orientiert und dem Terroir-Konzept folgt. Es macht für uns keinen Sinn, ihn auf eine höhere Ebene zu stellen. Wir hatten deshalb nicht das Bedürfnis, ihn zu „glamourisieren“ oder eine neue Tête de Cuvée darüber zu setzen. Es geht nur um den Wein.

Einige Champagnerhäuser erweitern derzeit ihre Portfolios mit Cuvées, die man als Ultra-Ultra-Premium-Champagner bezeichnen könnte. Dabei werden 500 und gelegentlich 1.000 Euro pro Flasche aufgerufen. Plant Mumm so etwas für sein Sortiment?

Wir sprechen immer mit unserem Önologie-Vorstandsteam darüber, ob es bald oder in den nächsten 15 bis 20 Jahren etwas Neues geben wird. Vielleicht findet unser Kellermeister einen alten Jahrgang und beschließt, etwas Außergewöhnliches daraus zu machen, aber es muss im Gleichgewicht mit dem Spirit der Maison und unserem Terroir sein. Grundsätzlich haben wir keine konkreten Pläne.

PS: Das Editorial Image am Anfang des Beitrags zeigt die Rückseite der Aluminium-Kapsel des Blanc de Noirs, auf dem ein Auschnitt einer alten Champagner-Karte abgedruckt ist. Auch der Blanc de Blancs versteckt solche Kartendetails auf seiner Kapsel.

© aller Fotos: Stefan Pegatzky / Time Tunnel Images

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